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< Gott nahe zu sein ist mein Glück
02.01.2014 21:00 Alter: 10 yrs
Kategorie: Artikel

Warum fürchten?

„angesagt“ zum Wochenspruch Psalm 130, 4 (Die Kirche 43/2013)


Das ist auf den ersten Blick ein merkwürdiger Psalmvers. Denn er stimmt offenkundig irgendwie nicht. Wer mir vergeben kann, den fürchte ich doch nicht! Oder doch? Eine gewisse Unsicherheit ist immer im Spiel, wenn wir auf die Vergebung von Jemand angewiesen sind, den wir gekränkt oder hintergangen haben. Wird er uns das wirklich nachsehen? Oder wird er uns zurück stoßen?

            Viel kommt bei solchen Fragen darauf an, wie nahe uns Menschen sind, die wir bitten, uns zu vergeben. Es ist etwas anderes, wenn ein Kind seine Eltern um Vergebung für seine kleinen Fehlgriffe bittet oder wenn ein Fremder um Vergebung gebeten wird. Das Kind vertraut auf die Liebe seiner Eltern. Vom Fremden aber müssen wir befürchten, dass  er uns kalt verurteilt.

            Gott ist kein Fremder für den Beter unseres Psalms. Er weiß: Bei ihm ist Vergebung. Aber warum sollen wir ihn dann fürchten? Die Antwort ist: Weil das Fürchten Gottes etwas anders ist als die Angst vor einem göttlichen Wutanfall. „Gott fürchten“ hat in der Bibel immer mit der „Ehr-furcht“ vor Gott zu tun. „Gottesfürchtig“ nannte man deshalb früher Menschen, die Gott und seinen Geboten in ihrem Leben die erste Stelle einräumten. Darum geht es auch unserem Psalm. Gottes Vergeben der Schande seiner Geschöpfe ist kein Augen-zu-Drücken, das weiter keine Konsequenzen für unser Leben hat. So „billig“ ist es nicht zu haben (D. Bonhoeffer). Sein Vergeben motiviert und verpflichtet vielmehr zu einem Leben, dessen Sinn es in jeder Hinsicht ist, Gott die Ehre zu geben.