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Bonhoeffer-Erinnerungsstätte geschändet
Ein Apell, für Menschenrechte und eine gerechte Gesellschaft auch heute einzustehen (Die Kirche Nr.24/2014)
In den Morgenstunden der Europawahl wurde die Erinnerungsstätte an Dietrich Bonhoeffer, Friedrich von Rabenau und Ludwig Gehre im KZ Buchenwald geschändet. Teile des Treppenzugangs wurden zerstört und die Gedenktafel nicht reparierbar zerkratzt. Es handelt sich bei dieser Erinnerungsstätte um einen Bunker, in dem Bonhoeffer und seine Leidensgenossen auf dem Wege in das KZ Flossenbürg unter unsäglichen Bedingungen eingekerkert waren. Allen, die diesen Ort besuchen, zerreißt es das Herz, wenn sie sich vergegenwärtigen, was Menschen zu erleiden hatten, die für eine Gesellschaft, welche die Menschenwürde aller achtet, eingetreten sind.
Umso entsetzter nehmen wir wahr, dass es in unserer deutschen Gesellschaft noch immer irre geleitete Menschen gibt, die das Beste, was uns aus den Zeiten des Nationalsozialismus geblieben ist, verachten und schänden. Die Internationale Bonhoeffer-Gesellschaft (ibg) unseres Landes, die mit Bonhoeffer-Gesellschaften in allen Erdteilen verbunden ist, kann es nicht hinnehmen, dass die Schändung der Erinnerungsstätte im KZ Buchenwald nur eine Randnotiz in der örtlichen Presse bleibt.
Sie wird sich dafür einsetzen, die 10.000 Euro zusammen zu bringen, die für die Wiederherstellung dieses Erinnerungsortes gebraucht werden. Denn im Memorandum der ibg aus dem Jahre 2012 aus Anlass der NSU-Verbrechen heißt es: „Für andere einzutreten, war für Dietrich Bonhoeffer das Wesen eines christlichen, eines wahrhaft menschlichen Lebens. Von ihm können wir lernen: ‚Tatenloses Abwarten und stumpfes Zuschauen‘ angesichts des Bösen ‚sind keine christlichen Haltungen. Denn Christen rufen nicht erst die Erfahrungen am eigenen Leibe, sondern die Erfahrungen am Leibe der‘ Schwestern und ‚Brüder, um derentwillen Christus gelitten hat, zur Tat und zum Mitleiden‘“. Deshalb appellieren wir in seinem Geiste an die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes und bitten sie, den Menschen tagtäglich zur Seite zu stehen, die durch Vorurteile und Ressentiments aus unserer Gesellschaft ausgestoßen werden sollen“.
Im Namen des Vorstandes der ibg