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Zu Hause "im weiten Feld" von Theologie und Kirche. Wilhelm Hüffmeier wird am 12. Juli 80 Jahre alt
in: "Die Kirche" Nr. 27 vom 11. Juli 2021, 14
Zu Hause im „weiten Feld“ von Theologie und Kirche
Wilhelm Hüffmeier wird am 12. Juli 80 Jahre alt
Die Theologische Fakultät der Humboldt-Universität hat Wilhelm Hüffmeier im Jahre 2001 die Ehrendoktorwürde verliehen. Der frisch gekürte Ehrendoktor hat bei dieser Gelegenheit etwas gesagt, was auch an seinem 80. Geburtstag gilt: Er denke besonders dankbar an zwei seiner Lehrer. Das sei der Neutestamentler Ernst Fuchs, der ihm an der Kirchlichen Hochschule in (West)Berlin „das Herz für die Theologie gewann“. Und das sei Eberhard Jüngel vom „Sprachenkonvikt“ in (Ost)Berlin, der ihm in einem Seminar über Johann Gerhard „die irdisch-himmlischen Weiten der Theologie eröffnete“.
Wohl nicht zufällig klingt in der Rede von den „Weiten“ der Theologie auch eine Redewendung aus dem Roman „Effi Briest“ von Theodor Fontane an. „Ach Luise, das ist ein zu weites Feld“, pflegte der alte Briest zu sagen. Wilhelm Hüffmeier ist ein Liebhaber und Kenner des Werkes von Fontane. Er hat Studien und Essays über die Stellung dieses „barmherzigen Skeptikers“ zum Glauben und zur Kirche verfasst. Das gehört zur Erstreckung des „weiten Feldes“, auf dem der Jubilar dann seine theologischen Furchen zog.
Als Assistent von Prof. Jüngel in Zürich und in Tübingen war er auf dem Feld der wissenschaftlichen Theologie tätig und wurde promoviert. Es folgte die Dozentur für Neues Testament an einer Hochschule in São Leopoldo (Brasilien). Die Solidarität mit den Ärmsten dieses Landes bestimmte von da an auch intensiv das Leben der Familie Hüffmeier. Seine Frau Gerta und ihr Mann haben 4 brasilianische Kinder adoptiert. Zurück in Deutschland wurde Wilhelm Hüffmeier 1976 Pfarrer in Berlin- Lankwitz. Die Erfahrungen, die er auf dem Felde der Gemeindearbeit machte, haben ihn geprägt.
Darum war ihm die Realität der Gemeinden immer gegenwärtig, als er 1983 theologischer Referent der „Evangelischen Kirche der Union“ (EKU) und der Arnoldshainer Konferenz (AKf) wurde und 1995 die Leitung der Kirchenkanzlei der EKU übernahm. Dieser Dienst endete im Jahre 2006 mit der Überführung der Amtsgeschäfte der 2003 neu gebildeten „Union Evangelischer Kirchen“ (UEK) an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Darüber hinaus war Wilhelm Hüffmeier von 1987 bis 2006 Sekretär der Leuenberger Kirchengemeinschaft, die seit 2003 „Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa“ (GEKE) heißt. Hinzu kommt sein Engagement im Gustav-Adolf-Werk.
Für Außenstehende wirkt diese Aufzählung von Ämtern vielleicht so, als sei hier ein Mensch am Werk gewesen, der sich vor allem auf die Organisation von Groß-Institutionen versteht. In der Tat hätte Wilhelm Hüffmeier solche Ämter ohne die Fähigkeit dazu nicht ausüben können. Doch charakteristisch ist für sein Wirken, dass er bei allem Organisieren beständig die für eine Kirche lebensnotwendige „himmlische Weite“ zur Geltung gebracht hat.
Sein Engagement für den ost-westlichen Theologischen Ausschuss der EKU hat während der deutschen Teilung für eine klare Orientierung des Weges der Kirchen am Evangelium gesorgt. Die Voten dieses Ausschusses zur Barmer Theologischen Erklärung sind Markenzeichen des Profils auch unserer Landeskirche bis heute. Wilhelm Hüffmeiers Beiträge in den „Arnoldhainer Heften“, den „Leuenberger Texten“ und in vielen anderen Veröffentlichungen eignet (um noch einmal mit Fontane zu reden) eine „klaräugige Weisheit“, die ohne „Anfälligkeit für das, was gerade gilt“, „das Wahre vom Falschen zu unterscheiden“ vermag.
Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2006 hat Wilhelm Hüffmeier sich in Stiftungen, Kuratorien, Vereinen und Gemeinden auf mannigfache Weise engagiert. Er ist eben unermüdlich unterwegs, wo im „weiten Felde“, in das die Kirche gesandt sind, der Dienst eines Theologen seiner Art gefragt wird. Sehr viele Menschen, mit denen er gearbeitet und gelebt hat und lebt, danken ihm das von Herzen. Die Liste derer, die diesen Dank zu seinem 80. Geburtstag zum Ausdruck bringen, wird lang sein. Mögen seine Wege in den „irdisch-himmlischen Weiten der Theologie“ weiterhin für unsere Kirche, für die Gemeinden sowie für ihn selbst und seine Familie segensreiche Wege sein!
Wolf Krötke