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Ein Weg gegen den Tod. "angesagt" zu Lukas 18, 31
"Die Kirche" Nr. 6/2016
Lukas 18, 31: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
Einen Todesmarsch kündigt Jesus hier an. Hinauf nach Jerusalem geht’s hinab in einen furchtbaren Tod. Aber es ist kein Todesmarsch wie wir ihn kennen. Uns stehen die Todesmärsche aus den KZs und die Flucht von Menschen über das Mittelmeer und die „Balkanroute“ vor Augen. Sie sind angetrieben oder verursacht von Bütteln des Todes. Der Weg in den Tod, zu dem Jesus aufbricht, aber ist ein Todesmarsch gegen Tod.
Von den Jüngern, zu denen Jesus hier redet, heißt es am Ende dieser „Leidensankündigung“: Sie verstanden nicht, was er ihnen sagen wollte. Sie waren gewiss nicht begriffsstutzig. Denn Jesus redet hier glasklar. Doch was er ankündigte, ging über ihr Fassungsvermögen.
Es geht auch über unser Fassungsvermögen. Kein Mensch soll so sterben, wie Jesus starb. Er aber ging hinauf nach Jerusalem. Er ging hinauf, um zu vollenden, was der tiefste Sinn der Prophetie seines Volkes Israel war: Die Gewalt, mit der Menschen in sinnloser Vernichtungswut ihr Dasein als geliebte Geschöpfe Gottes schänden, soll von innen her ausgedorrt werden. Inmitten ihrer Exzesse wird ihr von der Liebe Gottes, die auch das Leiden nicht scheut, ein für allemal der Boden entzogen.
Das erste Wort Jesu am Kreuz lautet darum im Lukasevangelium: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Wer von Jesus nichts weiß, lernt ihn durch dieses Wort sicherlich am Besten kennen. Wer ihn in einer Ideologie „christlicher Werte“ schon im Weltgetriebe untergebracht hat, wird gestoppt. „Hinaufgehen nach Jerusalem“, wo das Leiden des Gottessohnes Gottes Liebe zu allen Menschen unwiderruflich macht, ist der Weg, auf dem Christinnen und Christen unterwegs sind.